Zu Besuch bei einem Leuchtturm der Wetterauer Schullandschaft. Friedberger FDP informiert sich über die Johann-Philipp-Reis-Schule

26.01.2015

Achim Güssgen-Ackva (FDP): „Die Leistungen der Lehrerschaft müssen gewürdigt werden. Der Lehrerberuf ist von hoher Verantwortung geprägt.“

Zum Auftakt einer Reihe von Besuchen an Friedberger Schulen besuchten Vertreter der Friedberger FDP die Johann-Philipp-Reis-Schule, eine der ersten selbständigen  Berufsschulen im Wetteraukreis. In einem Gespräch mit Schulleiterin Jutta Tschakert informierten sich der Fraktionsvorsitzende in der Stadtverordnetenversammlung, Achim Güssgen-Ackva, die Bildungsexpertin und Stadtverordnete Silvia Elm-Gelsebach und der Stellvertretende Vorsitzende der Liberalen in der Kreisstadt, Siegfried Köppl, über aktuelle Entwicklungen an der Schule.

Die derzeit knapp über 2.000 Schülerinnen und Schüler verteilen sich auf fünf Schulformen, das Berufliche Gymnasium mit seiner studienvorbereitenden Schwerpunktausbildung, die Fachoberschule, die Berufsfachschule, die Berufsschule und die Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung mit dem Projekt EIBE, in dem Jugendliche auf die Anforderungen der Berufswelt vorbereitet werden und einen Hauptschulabschluss erlangen können.

„Die Johann-Philipp-Reis-Schule ist ein Leuchtturm in der Wetterauer Schullandschaft, denn sie bietet deutlich mehr als ‚nur‘ qualifizierte Schulabschlüsse“ zeigte sich Silvia Elm-Gelsebach überzeugt von der in Friedberg umgesetzten Konzeption. „Die Schüler profitieren vom Plus der zusätzlichen berufs- bzw. studienvorbereitenden Schwerpunktausbildung“.

Wichtig ist nach Angaben von Schulleiterin Jutta Tschakert die Verzahnung der einzelnen Bildungswege, die eine möglichst optimale Förderung der jungen Menschen ermöglicht und dabei auf eine möglichst optimale Durchlässigkeit des Systems setzt. Man ist ständig bestrebt, die jeweiligen Fähigkeiten der jungen Menschen optimal zur Entfaltung kommen zu lassen. „Das bedeutet eine hohe Verantwortung der beteiligten Lehrkräfte und auch eine Menge an Einfühlungsvermögen über die rein fachliche Vermittlung von Kenntnissen hinaus. Wir sollten die Leistungen der Lehrerschaft auch würdigen“, so Achim Güssgen-Ackva.

Der Vorsitzende der FDP-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung sprach sich in diesem Zusammenhang klar dafür aus, alle Beteiligten im Schulwesen in Ruhe arbeiten zu lassen und seitens der Politik nicht ständig mit Neuerungen für Unruhe zu sorgen.

„Lehrer haben eine hohe Verantwortung und wer sich für diesen Beruf entscheidet, macht das nicht, um in eine bequeme berufliche Position zu gelangen. Das sollten wir nicht vergessen. Man kann auch nicht so tun, als könne man den idealen Lehrer bereits früh in der Ausbildung erkennen. Besonders die Erfahrung und das persönliche Engagement im Lehrberuf machen immer wieder den Erfolg aus.“

Dies zeigt sich nach Auffassung der FDP-Vertreter auch an der Johann-Philipp-Reis-Schule. Viel Wert werde auf die Beratung der Schüler hinsichtlich ihrer Berufswahl gelegt.

Jutta Tschakert lobte im Gespräch mit den FDP Vertretern die erfolgreiche Kooperation mit  der Technischen Hochschule Mittelhessen in Friedberg. Sie ermögliche den Schülern des Beruflichen Gymnasiums, erste Kontakte mit einer Hochschule zu knüpfen, Vorlesungen zu besuchen und die Hochschulbibliothek kennenzulernen. So würden bei den Schülern Hemmschwellen abgebaut und frühzeitig Orientierungsmöglichkeiten zur richtigen Berufs- und Studienwahl geschaffen, um spätere Studienabbrüche oder Studienwechsel möglichst zu vermeiden.

Von besonderem Interesse war für die liberalen Besucher das Projekt EIBE, eine vom Europäischen Sozialfonds (ESF) geförderte Maßnahme des Hessischen Kultusministeriums, die Jugendlichen den Einstieg in die Berufs- und Arbeitswelt durch Qualifizierung und sozialpädagogische Betreuung erleichtern soll. „Das hilft den Schülern, ihre beruflichen Neigungen und Fähigkeiten besser zu erkennen“, so Jutta Tschakert. Die Maßnahme werde sozialpädagogisch begleitet.

Die Schwerpunkte des Unterrichts liege im Bereich der Berufsorientierung, der Berufsfindung, des Arbeits-, Lern- und Sozialverhaltens, sowie der Allgemein- und Persönlichkeitsbildung. Der Unterricht werde durch betriebliche Praktika ergänzt, was eine Orientierung über die Anforderungen der Arbeitswelt ermögliche. Im kommenden Schuljahr wird es ein Nachfolgeprojekt geben.

Eine besondere Herausforderung ist laut Tschakert aktuell die steigende Anzahl von  Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die als Flüchtlinge in unserer Region ankommen. In Zusammenarbeit mit dem Jugendmigrationsdienst Wetterau organisiert die Schule zusätzliche Deutschkurse an Nachmittagen. Schwierig wird es, wenn die jungen Menschen über 18 Jahre alt sind. Sie sind einerseits nicht zum Schulbesuch verpflichtet, andererseits haben sie auch keine automatische Berechtigung zum Schulbesuch, selbst wenn sie wollen. Einige Bewerber müssen daher von der Schule abgelehnt werden, auch wenn die Schule die Aufnahme dieser jungen Menschen leisten könne. Hier sollte die Politik nach Auffassung von Silvia Elm-Gelsebach möglichst rasch die Voraussetzungen schaffen, um Interessenten den Schulbesuch zu ermöglichen, damit danach die die Integration in den Arbeitsmarkt besser gelingt.

Siegfried Köppl sprach gegenüber der Schulleiterin das Projekt „Büchertausch in der Telefonzelle“ an und stellte dies kurz vor. Konkret ging es um die Möglichkeit der Aufarbeitung einer Telefonzelle und die eventuelle Mitwirkung einer Gruppe von Schülern bei diesem Projekt. „Hier könnten Schüler aus den Bereichen Metallverarbeitung, Gestaltung und auch Holz für die Innenausstattung auf einem praktischen Feld mitwirken.“ Köppl wies darauf hin, dass das in Hanau sehr gut funktioniert habe. Dort habe die  Eugen Kaiser Schule unter der Leitung von Claudia Borowski mitgewirkt und daraus ein Projekt gestaltet, das die Verankerung der Schule vor Ort deutlich gemacht habe. Jutta Tschakert zeigte sich von der Idee angetan und versprach, diese in die Runde der Schulleitung einzubringen.

Das Foto zeigt von links nach rechts: Achim Güssgen-Ackva, Jutta Tschakert, Siegfried Köppl und Silvia Elm-Gelsebach