Natascha Baumann (FDP): „Die Liberalen sehen sich als verlässliche Partner der Bauern.“
Bundestagskandidatin der FDP zu Gast beim Regionalbauernverband Wetterau-Frankfurt
(Das Foto zeigt von links nach rechts: Michael Schneller, Herwig Marloff, Dr. Regina Bechstein-Walther, Natascha Baumann, Achim Güssgen-Ackva)
„Als verlässliche Partner der Landwirtschaft“ sehen sich die Liberalen nach Aussage von Natascha Baumann, Bundestagskandidatin der FDP. „Wir treten für eine unternehmerische Land- und Forstwirtschaft ein. Die Politik muss der Landwirtschaft aber auch Planungssicherheit und Verlässlichkeit bieten.“ Baumann äußerte sich nach einem Gespräch mit dem Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes, Herwig Marloff, in Friedberg. An dem Gespräch nahmen seitens der regionalen Vertretung der Landwirte auch Vorstandsmitglied Michael Schneller und Thomas Hollritt, der Geschäftsführer des Verbandes, teil, außerdem die beiden Friedberger FDP-Stadtverordneten Dr. Regina Bechstein-Walther und Achim Güssgen-Ackva.
Die Ernteergebnisse sind nach Aussage von Kreislandwirt Herwig Marloff in diesem Jahr sehr gut. Aufgrund von Rekordernten z. B. in Kanada, Frankreich, der Ukraine sowie gute Erträge in Osteuropa. Die Folge sind wenig befriedigende Preise. „Etwas mehr als 16 Euro gab es beim Verkauf ab Hof. Das ist weniger als im vergangenen Jahr“ so Marloff. Der Preis beim Weizen sei derzeit sehr schwankend. Im vergangenen November sei die diesjährige Ernte für 22 Euro gehandelt worden. Wer damals schon einen Teil des jetzt geernteten Weizens verkauft habe, sei nun froh über den Preis. „Die Preisschwankungen beim Weizenmarkt nehmen zu“, so Marloff. Bei niedrigen Preisen hätten die Landwirte das Problem, Einnahmelücken kompensieren zu müssen. „Das ist seit dem Wegfall eines Großteils der Zuckerrübenanbaufläche schwieriger geworden. Wir müssen auch darauf achten, dass Aufwand und Ertrag in einem ordentlichen Verhältnis zueinander stehen.“ Bei den Erträgen für Raps stehe man sehr gut da, hier werde endlich auch Geld verdient.
„Die Landwirte in der Wetterau und ganz allgemein in unserem Land begreifen sich als Partner der Verbraucher. Wir müssen immer wieder sehr gute Qualität bieten, damit wir am Markt bestehen können. Wie gut die Qualität der deutschen Landwirtschaft ist, sieht man ja auch bei einem Blick auf die Umsatzzahlen des Exports mit rund 60 Milliarden“ so der Vorsitzende des Regionalbauernverbands. Er ärgere sich daher immer wieder aufs Neue, wenn die Landwirtschaft verteufelt werde und wenn geradezu Kampagnen gestartet würden, etwa beim Tierschutz. „Wer gute Qualität liefern will, der muss auch bei der Tierhaltung sehr sorgfältig sein. Da lassen wir uns auch kein Fehlverhalten unterstellen“ sagte Marloff mit Blick auf Kritiker. Traditionelle Landwirtschaft und Bioanbau ergänzen sich nach Auffassung auch von Natascha Baumann. Wer allein dem Bioanbau das Wort rede, der müsse auch ehrlich sein und die deutlich höheren Preise für die Produkte erwähnen. „Die können sich aber eben nicht so viele Menschen leisten. Gleichzeitig werden die auf herkömmliche Art entstehenden Produkte bei Fleisch, Gemüse und Obst auf sehr verantwortliche Weise hergestellt.“ Die Wetterau biete seit jeher artgerechte Tierhaltung und gentechnikfreies Essen. „Wer etwas anderes sagt, der redet Unsinn“ sagte sie mit Blick auf die politische Konkurrenz aus dem grünen Lager.
Sorgen bereitet den Landwirten nach Angaben der Vertreter des Bauernverbandes immer wieder der Verlust wertvollen Ackerlandes durch Bebauung, entweder durch die Ausweisung von Wohngebieten, Gewerbeflächen oder den Straßenbau. In Hessen sind im gesamten Jahr 2012 täglich 3,06 Hektar einer Bebauung zum Opfer gefallen, vor allem in der Landwirtschaft. Herwig Marloff wies darauf hin, dass in der Wetterau die besten Böden vorhanden seien. „Wir müssen hier eine sehr viel bessere Abstimmung mit den Interessen unserer heimischen Landwirtschaft herbeiführen“ so Natascha Baumann. „Die Qualität der heimischen Böden ist exzellent. Das dürfen wir nicht leichtfertig verspielen. Hier müssen die Planer in den zuständigen Behörden aber auch Kommunalpolitiker erheblich mehr Rücksicht nehmen. Die Verdichtung vorhandener Bebauung innerorts, auch in den Dörfern, muss mehr und mehr Vorrang vor der Nutzung sehr guten Acker- oder Gartenlandes haben.“ Die Bauern seien auch nicht als Verhinderer zu sehen. Der Verlust von Ackerland droht übrigens nicht allein durch die Ausweitung von Baugebieten, sei es für Wohn-, sei es für Gewerbezwecke. Auch Ausgleichsmaßnahmen zugunsten des Naturschutzes, etwa aufgrund von Straßenbau, gehen immer mehr zu Lasten des Ackerlandes. Hier sei deutlich mehr Augenmaß gefordert. Auch bei Ausgleichsmaßnahmen dürfe nicht die bequemste Lösung gesucht werden, in dem man einfach Ackerland dafür nutze.
Hinsichtlich der Umsetzung der EU-Rahmenrichtlinien für die Landwirtschaft waren sich die Gesprächspartner einig, dass die immer so heftig kritisierten Vorgaben der EU an sich weniger ein Problem seien. Unter der jetzigen christlich-liberalen Bundesregierung habe sich auch viel getan. Die alte Forderung nach einer Umsetzung der Brüsseler Vorgaben 1:1 sei in dieser Wahlperiode weitgehend erfüllt worden. Es gebe aber immer wieder auch Auslegungsmöglichkeiten durch regionale Behörden. Bei der Wasserrahmenrichtlinie habe der Kreisbauernverband eine zähe Auseinandersetzung mit dem Regierungspräsidium geführt. Hier müsse Politik ansetzen. Natascha Baumann ergänzte, dass die Bedingungen für alle Landwirte in der EU gleich sein müssten. „Wir wollen auch die regionale Überregulierung unter die Lupe nehmen. Wir wollen deutlich weniger Verwaltung und Bürokratie“, so die Bundestagskandidatin der FDP.
Kritisch wird sieht die FDP vor Ort den seitens der EU eingeführten Zwang zur Anbaudiversifizierung. Jeder Landwirt, der mehr als 30 Hektar Äcker bestellt, muss künftig in jedem Jahr drei verschiedene Ackerrüchte anbauen, beispielsweise Raps, Weizen und Roggen. Bisher genügte es, im Zuge der Fruchtfolge über drei Jahre hinweg die Feldfrüchte zu wechseln. Nun darf in jedem Jahr eine bestimmte Sorte nicht mehr als 75 % der gesamten Ackerfläche bedecken, nur dann kommt der Landwirt weiterhin zu den vollen Direktzahlungen. „Es ergibt wenig Sinn, etwas anbauen zu müssen, was am Ende nur unter Absatzschwierigkeiten zu verkaufen ist“, so Dr. Regina Bechstein-Walther. Sie zog auch das sogenannte Greening in Zweifel, demzufolge konventionell wirtschaftende Landwirte fünf Prozent ihrer Äcker als sogenannte ökologische Bewirtschaftung auszuweisen und aus der normalen Bewirtschaftung zu nehmen.
Natascha Baumann, selbst Mutter zweier Kinder, wies darauf hin, dass grundsätzlich ein sehr bewusster Umgang mit Nahrungsmitteln äußerst wichtig sei. Der Preis dürfe beim Einkauf nicht das alleinige Kriterium sein. Die FDP werde sich auch weiterhin engagiert dafür einsetzen, dass sich Landwirtschaft lohne, denn eine Gesellschaft dürfe bezüglich ihrer Ernährung nicht ausschließlich importabhängig sein. „Die regionale Erzeugung von Lebensmitteln steigert die Qualität, verkürzt Wege und nützt damit Verbrauchern und Umwelt“, sagte Baumann. „Viele Kinder wissen gar nicht mehr, wo ihre Lebensmittel herkommen und wie sie entstehen.“ Sie unterstützte das Anliegen von Kreislandwirt Marloff, die Themen Lebensmittelproduktion und Nutztierhaltung stärker in den Unterricht gerade der Grundschulen einzubeziehen. Das Bewusstsein in der Gesellschaft für den Wert landwirtschaftlicher Produkte werde auch durch den Bauernverband sehr stark gefördert, die FDP setze sich deshalb engagiert für eine nachhaltige Landwirtschaft und die Stärkung regionaler Erzeugungskreisläufe ein und sehe sich den Landwirten eng verbunden.
„Unsere Landwirte liefern hervorragende Qualität, aber sie müssen auch einen vernünftigen Preis erzielen können“, so Natascha Baumann. Sie zeigte sich sehr interessiert an den verschiedenen Marketingaktionen der Landwirte und würde es auch selbst auch sehr begrüßen, wenn die Ausgabe von Schulmilch wiederbelebt werden könnte. Herwig Marloff wies darauf hin, dass es die Schulmilch bis vor etwa 20 Jahren an den Wetterauer Schulen gegeben habe. In den Kiosken der Schulen habe dann ausgerechnet die Schulmilch keinen Platz gefunden, man habe dies mit einem hohen Verwaltungsaufwand und mit dem sowieso guten Ernährungszustand der Kinder begründet. „Leider hat die Entwicklung diejenigen bestätigt, die auf die Folgen hingewiesen haben“ so Natascha Baumann. „Wir registrieren bei der Ernährung sehr vieler Kinder zuviel Fett, zuviel Fast Food, zuviel Zucker, aber zuwenig Obst, Gemüse und Vitamine.“ Die Rückbesinnung auf die Schulmilch könnte hier zu einer ausgewogeneren Ernährung beitragen. „Wir brauchen keine Verbote bei der Ernährung und keine Zwangsbeglückung durch vegetarische Tage“ meinte sie mit Blick auf Forderungen der politischen Konkurrenz. „Wir brauchen eine vernünftige Haltung, die zuerst im Elternhaus und dann in der Schule gelebt werden muss.“