„‘Gemeinsam viel bewegen‘ muss unser Motto sein.“

13.06.2013

FDP-Kandidatinnen für die Bundestags- und die Landtagswahl informieren sich über die Arbeit der Lebenshilfe

(Das Foto zeigt von links nach rechts: Achim Güssgen-Ackva, Natascha Baumann, Thomas Mächtle, Malu Schäfer-Salecker und Silvia Elm-Gelsebach.)

„‘Gemeinsam viel bewegen‘ diese Aussage auf der Startseite der Lebenshilfe Wetterau im Internet muss auch unser Motto bei der politischen Unterstützung der Arbeit dieser Einrichtung sein“ stellten Natascha Baumann und Malu Schäfer-Salecker bei einem Besuch der Lebenshilfe in Friedberg-Fauerbach fest. Natascha Baumann, Bundestagskandidatin der FDP Wetterau im Wahlkreis 177 (Wetterau I) und Malu Schäfer-Salecker, stellvertretende Landtagskandidatin im Wahlkreis 25, Wetterau I und Mitglied im Landesfachausschuss Gesundheit der FDP Hessen, informierten sich über die Arbeit der Einrichtung und zeigten sich sehr beeindruckt von dem breiten Angebot.

Begleitet wurden die beiden Kandidatinnen vom Fraktionsvorsitzenden der FDP in der Stadtverordnetenversammlung, Achim Güssgen-Ackva und Vorstandsmitglied Silvia Elm-Gelsebach. Thomas Mächtle, stellv. Geschäftsführer der Einrichtung, stand für ein ausführliches Gespräch zur Verfügung und stellte den Gästen die Einrichtung vor.

Frühförderung
„Je früher, um so besser“ lautet das Prinzip bei der Erkennung von Entwicklungsverzögerungen oder Behinderungen. Die Lebenshilfe wendet sich bei diesem freiwilligen Angebot an Eltern, die sich Sorgen um die Entwicklung ihrer Kinder machen. Die Arbeit richtet sich an den individuellen Möglichkeiten des Kindes und seiner Familie aus, den Eltern wird das Gefühl des Alleinseins genommen. Natascha Baumann zeigte sich beeindruckt, dass diese Frühförderung in verschiedener Form möglich sei, entweder in der Familie, im Kindergarten oder in der Frühförderstelle. Das Kind stehe im Mittelpunkt und es sei wichtig, dass es dort gefördert werde, wo es am besten mitarbeiten könne und wo die nachhaltigsten Entwicklungsfortschritte zu erwarten seien, so Thomas Mächtle.

Hinsichtlich der von der Frühförderung beratenen Kindergärten mache sich die Lebenshilfe allerdings Sorgen, dass durch die aktuell stattfindende Neuverhandlung der „Rahmenvereinbarung Integrationsplatz“ die Integration von Kindern mit Behinderung erschwert werden könnte. Mächtle bedauerte in diesem Zusammenhang, dass im Hessischen Kinderförderungsgesetz keine verbindliche Regelung aufgenommen worden sei, in welcher Weise sich Gruppengrößen durch die Aufnahme von Kindern mit Behinderungen reduzierten. Da dies beispielsweise für Kleinkinder im Landesgesetz geregelt sei, wäre es aus seiner Sicht folgerichtig gewesen, auch die Regelung für behinderte Kinder dort verbindlich festzuschreiben.

Jetzt sei es Mächtle zufolge, um so wichtiger, in der Rahmenvereinbarung Integrationsplatz verbindliche Regelungen u.a. zu den Gruppengrößen und zusätzlichem Personalbedarf für die Betreuung von Kindern mit Behinderung aufzunehmen. Ansonsten sei aufgrund der klammen Finanzlage der Kommunen in der Praxis eine reale Verschlechterung der Integration von Kindern mit Behinderung zu befürchten, z.B. durch zu große Gruppen. Die Vertreter der FDP sehen hier in erster Linie die Kommunen in der Pflicht. Das Hessische Kinderförderungsgesetz mache deutlich, daß die Kommunen zu 70 % für die Kinderbetreuung zuständig, das Land trage einen Anteil von 20 %, die Elternbeiträge machen 10 % aus. Das Gesetz setze einen Rahmen und mache bewußt keine starren Vorgaben. „Wir werden in Friedberg genau darauf achten, dass die Bedürfnisse von Kindern mit Behinderungen nicht vernachlässigt werden“, so Achim Güssgen-Ackva. Diese Achtsamkeit gelte auch für die angesprochene Rahmenvereinbarung.

Familienentlastender Dienst
Die Unterstützung derjenigen, die ihre Angehörigen zuhause betreuen wollen und können ist von besonderer Bedeutung. Diese ambulante Einrichtung trägt dazu bei, dass die Betreuungs- und Pflegefähigkeit der Familie weitestgehend erhalten werden kann. Es kommen die Angebote zur Begleitung und Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Behinderung bei ihrer Freizeit- und Lebensgestaltung hinzu, um ihnen eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. „Es ist zu begrüßen, dass wir bei der Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen so große Fortschritte gemacht haben“, merkte Natascha Baumann an. Gleichwohl sei es wichtig, dass den pflegenden Familienangehörigen auch Freiräume ermöglicht würden, sei es, um wichtige Dinge zu erledigen oder um ganz einfach einmal zu entspannen. „Pflege kann sonst zur völligen Überforderung führen und die pflegenden Personen selbst krank machen. Es ist daher wichtig, dass man nicht allein tagsüber Unterstützung erfahren kann, sondern auch einmal am Abend oder am Wochenende.“ Ergänzend zu unterstützenden Diensten macht der Familienentlastende Dienst auch zahlreiche Gruppenangebote, je nach Alter und Interesse, etwa Ferienspiele, Kindergruppen, Jugendgruppe, Discoveranstaltungen und vieles mehr. Wichtig ist auch das Beratungsangebot des Familienentlastenden Dienstes bei Betreuungsfragen und bei der Unterstützung von Antragsstellungen.

Betreutes und stationäres Wohnen
Im Bereich Wohnen bietet die Lebenshilfe einerseits eine Betreuung von behinderten Menschen in deren eigener Wohnung an, um diesen ein möglichst selbständiges Leben zu ermöglichen. Diesbezüglich macht sich Thomas Mächtle Sorgen über ausreichend barrierefrei zugänglichen Wohnraum, der zu akzeptablen Preisen zur Verfügung stehe. „Hier sind gerade auch die städtischen Wohnungsbaugesellschaften in ihrer Vorbildfunktion gefordert“, so Malu Schäfer-Salecker.

Neben dem ambulant betreuten Wohnen bietet die Lebenshilfe in ihrer Wohnstätte Fauerbach auch Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf ein Zuhause, für die die eigene Wohnung eine Überforderung darstellen würde.

Derzeit stehen hier 24 Dauerwohnplätze und 3 Kurzzeitplätze zur Verfügung, wobei es deultlich mehr Bedarf und deshalb eine lange Warteliste gibt. Aktuell wird daher eine neue Einrichtung im Zentrum Gederns geplant. Der zentrale Standort wurde nicht zuletzt gewählt, um deutlich zu machen, dass Menschen mit Behinderungen in der Mitte der Gesellschaft am besten aufgehoben sind und auch baulich nicht an den Rand gedrängt werden sollten.

Anlässlich des diesjährigen Jubiläums kommt das Gespräch zum Schluss noch auf die Historie der Lebenshilfe. „Wir sind aus Elterninitiativen hervorgegangen“, so Thomas Mächtle, das präge die Grundhaltung der Arbeit der Lebenshilfe bis heute. Auch heute sei das ehrenamtliche Engagement noch sehr hoch. So gebe es neben den professionellen Unterstützungsleistungen der Lebenshilfe weiterhin ein sehr reges Vereinsleben. Mehrere seit Jahren sehr aktive Selbsthilfegruppen oder auch das Handicapfestival seien Beispiele dieses ehrenamtlichen Engagements.

„Die Lebenshilfe Wetterau begeht in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag und wir gratulieren herzlich“, so Natascha Baumann abschließend. Das wichtigste Geschenk, dass man seitens der Politik machen könne, sei die unterstützende Begleitung, um Barrieren aus dem Weg zu räumen. „‘Gemeinsam viel bewegen‘, das ist unser Motto.“