„Friedberg 2040“: Auf dem Weg in die Schuldenfalle?

09.12.2025

Die heute veröffentlichte Analyse „Friedberg 2040 – Auf dem Weg in die Schuldenfalle?“, die im Auftrag der FDP-Fraktion in der Friedberger Stadtverordnetenversammlung erstellt wurde, zeichnet ein alarmierendes Bild der künftigen Haushaltslage der Kreisstadt. Basierend auf einer systematischen und methodisch fundierten Fortschreibung zentraler Haushaltsdaten, modelliert die Studie verschiedene Zukunftsszenarien, berechnet und zerlegt Wachstumsraten der Einnahmen und Ausgaben seit 2019 und projiziert diese methodisch in die kommenden Jahre. Sie zeichnet damit kein zufälliges Bild, sondern eine datengestützte, analytisch hergeleitete Projektion der finanziellen Entwicklung der Stadt Friedberg.

Obwohl Friedberg zu den wenigen Kommunen im Wetteraukreis gehört, die – wenn auch nur durch Rückgriff auf die Rücklagen – 2026 noch einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen können, zeigen die Modellrechnungen auf, wie sich ab dem Jahr 2028 eine drastische Verschlechterung der Haushaltslage ergeben kann. Ursache ist ein strukturelles Ungleichgewicht zwischen dynamisch wachsenden Aufwendungen und vergleichsweise schwach steigenden Erträgen.

Ordentliche Rücklagen bereits 2028 aufgebraucht

Die Projektion bestätigt rechnerisch, worauf die Freien Demokraten schon seit geraumer Zeit hinweisen: Setzt sich die Entwicklung der letzten Jahre fort, werden Friedbergs ordentliche Rücklagen bereits im Jahr 2028 vollständig verbraucht sein. Da außerordentliche Rücklagen ohne besonderen Erlass der Landesregierung nicht zur Deckung ordentlicher Defizite eingesetzt werden dürfen, müsste die Stadt ab diesem Zeitpunkt zur Sicherung des Haushalts verstärkt Kredite aufnehmen – mit gravierenden Folgen für die Zins- und Tilgungsverpflichtungen.

Große Investitionsprojekte verschärfen die Lage

Die Studie simuliert zusätzlich mehrere Szenarien zur Realisierung bereits beschlossener Investitionsprojekte wie die Umgestaltung der Kaiserstraße, die Erschließung der Ray Barracks, den Bau des Radschnellwegs FRM6, die Sanierung des künftigen technischen Rathauses sowie die perspektivische Modernisierung des Usa-Wellenbades.

Je nach Szenariopfad projiziert die Modellrechnung eine Gesamtverschuldung von bis zu 726 Millionen Euro im Jahr 2040. Der jährliche Schuldendienst würde sich im Extremfall von heute rund 2,2 Mio. Euro auf über 50 Mio. Euro erhöhen.

Steuererhöhungen lösen das Problem nicht

Die Szenarioanalyse untersucht ebenfalls die Auswirkungen verschiedener steuerbasierter Maßnahmen zur Finanzierung der befürchteten Defizite. Dabei bestätigt sich, dass selbst extreme Erhöhungen der Gewerbe- und Grundsteuer zwar vorübergehend zu steigenden Einnahmen führen würden, jedoch weder das strukturelle Problem lösen noch langfristig tragfähig sind.

Im Gegenteil:

• Gewerbetreibende wären existenziell betroffen, was zu Abwanderung und einem Einbruch der Gewerbesteuer führen würde.

• Mieterinnen und Mieter bereits durchschnittlich großer Wohnung müssten u.U. bis zu 1.100 Euro höhere Jahresnebenkosten schultern.

• Eigentümer selbstgenutzter Wohnimmobilien wären durch steigende Steuern und sinkende Immobilienpreise gleich doppelt belastet.

Eindeutiger Appell: Struktureller Kurswechsel notwendig

Studienautor Markus A. Schmidt betont:

„Ein Weiter-so ist finanzpolitisch nicht tragfähig. Friedberg braucht eine konsequente Strategie, die strukturelle Einnahmeschwächen behebt, Aufwärtsdynamiken bei den Ausgaben stoppt und freiwillige Projekte ohne klaren Nutzen für die Stadtkasse vermeidet.“

Die Studie empfiehlt unter anderem:

• eine strengere Priorisierung freiwilliger Ausgaben,

• den konsequenten Verzicht auf kostspielige Projekte ohne nachweisbaren Nutzen für die Stadtkasse,

• eine systematische Überprüfung der Personal- und Sachkostenentwicklung,

• die stärkere Digitalisierung der Verwaltung,

• sowie politische Initiativen zur angemessenen Finanzierung kommunaler Pflichtaufgaben durch Land und Bund.

Bedeutung für die Öffentlichkeit

Die im Auftrag der FDP Fraktion vorgelegte Projektion versteht sich – insbesondere vor dem Hintergrund der laufenden Haushaltsgespräche – als faktenbasierte Entscheidungsgrundlage für Politik, Verwaltung und Bürgerschaft. Sie zeigt klar auf, welche finanziellen Risiken drohen, wenn strukturelle Defizite nicht entschlossen angegangen werden, und welche Weichen jetzt gestellt werden müssen, um die finanzielle Handlungsfähigkeit Friedbergs langfristig zu sichern.

Die ganze Studie finden Sie unter folgendem Link: