FDP Friedberg lehnt einen Windpark Winterstein weiterhin ab – Die Umweltzerstörungen wären erheblich.

14.03.2022

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Blick aus Raum Ober-Mörlen in Richtung Süden. Vorne rechts Ziegenberg, im Hintergrund zu sehen der Steinkopf-Turm, dahinter oben rechts Köppern, oben links Rosbach v.d.H.
Aufnahme vom September 2021.

Der Windpark Winterstein soll realisiert werden. Dafür gab es in der Friedberger Stadtverordnetenversammlung am 17. Februar 2022 eine große Mehrheit von Bündnis90/Die Grünen, SPD, LINKE und CDU gegen die Stimmen der Fraktionen der FDP und der UWG. Die Fraktion von Bündnis90/Die Grünen hatte einen Grundsatzbeschluss zum Windpark vorgelegt, mit dem eine eigentumsübergreifende Planung mit Bundes- und Landesforst sowie den Kommunen Rosbach v.d.H. und Ober-Mörlen für ein Windparklayout erstellt werden soll. Die Stadt Friedberg soll dafür Waldgrundstücke und Wege zur Verfügung stellen. Die Beanspruchung der Waldflächen soll „auf den absolut notwendigen Umfang“ beschränkt werden. Wie das geschehen soll, bleibt ein Rätsel. Zwar heißt es, dass die Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktion des Waldes berücksichtigt werden solle. Der Widerspruch zu den anstehenden Rodungsmaßnahmen ist aber sehr deutlich.

Die FDP, Fraktion und Ortsverband, steht dem Vorhaben aus Umweltschutzgründen weiter skeptisch gegenüber. Auch wenn im Antragstext nur von „absolut notwendigen Eingriffen“ die Rede ist, wird das bei den Waldflächen erhebliche Abholzungen am Winterstein zur Folge haben. „Jedes Windrad benötigt eine betonierte Fläche von 5.000 m², hinzu kommt für jedes Windrad nochmals eine Fläche von 5.000 m² für den notwendigen Kran zum Aufbau der Anlage. Diese Zahlen wurden im Ausschuss für Wirtschaft offiziell auf den Tisch gelegt“, erläuterte Dr. Jochen Meier, Stadtverordneter der FDP, das Ausmaß des notwendigen Eingriffs in den Wald. Zum Vergleich: Ein Fußballplatz hat eine Größe von etwa 7.100 m². „Bei beabsichtigten rund 20 Windrädern – wie z.B. vom Bündnis Windpark Winterstein vorgeschlagen – wäre das eine zubetonierte Fläche von rund 200.000 m². Von minimalen Eingriffen in die Natur kann dann nicht mehr die Rede sein“, so Dr. Meier weiter. Es sei auch unglaubwürdig, zu erwarten, dass die Betonsockel für die Kranplätze im Nachgang wieder ausgegraben würden. „Man müsste den ganzen Beton – etwa 1500 m³ sowie etwa 100 t Stahl pro Sockel – wieder mit LKWs vom Winterstein herunterfahren und Erde zum Auffüllen der Baugruben hinaufschaffen. Das zahlt kein Investor. Zudem werden solche Kranplätze für Wartung und Instandhaltung sowie Erneuerung der Anlagen benötigt. Die Betonierung des Waldes erfolgt also dauerhaft, da sollte man sich keinen grünen Sand in die Augen streuen lassen“, so Ralf Maurer, Vorsitzender der FDP Friedberg. Hinzu kommen erhebliche Abholzungen entlang der Transportwege zum Winterstein hinauf. „Lassen sich die Türme der Windkraftanlegen noch zerlegen, gilt dies für die Flügel nicht. Ein Flügel eines modernen Windrads hat eine Länge von etwa 60-70 m. Wer die Wege hinauf zum Winterstein kennt, weiß, dass dort viele enge Kurven zu bewältigen sind. Es ist also auch allein bei den Wegen mit großflächigen Abholzungen zu rechnen. Die Wiederaufforstung wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Eine erhebliche Einschränkung des Erholungsfaktors Wald“, ergänzte Dr. Markus Schmidt, stellvertretender Vorsitzender der FDP Friedberg. „Hinzu kommen wohl hunderte Fahrten von LKW für das Anliefern von Stahl und Beton für die Anlagensockel. Dazu müssen Wege verstärkt, befestigt und verbreitert werden, auch um die Schwertransporter mit den Windradflügeln tragen zu können. Allein einer dieser Flügel wiegt um die 25 t.“ Für die Zeit des Aufbaus der Anlagen wären zumindest Teile der Zufahrtswege zum Winterstein gesperrt, um den LKW-Verkehr zu ermöglichen. „Das ist eine weitere erhebliche Einschränkung des Erholungsraums Winterstein“, betonte Helge Müller, Vorstandsmitglied der Friedberger Liberalen. „Auch ist die Behauptung unzutreffend, dass große Flächen des Waldes am Winterstein bereits entwaldet seien. Zwar gibt es leider große Freiflächen an den Hängen, die Windräder sollen jedoch auf den Kamm des Höhenzugs gesetzt werden. Und der ist nach wie vor dicht bewaldet“, so Müller weiter und liefert gleich ein selbst gemachtes Beweisbild aus dem September 2021 dazu. Es stellt sich für die Friedberger Liberalen trotz Notwendigkeit des Ausbaus der Windkraft an Land die Frage, ob der Winterstein dafür die erste Wahl ist. „Es hat schon einen gewissen Grad an Zynismus, dass ausgerechnet die Stadtverordneten und Parteigänger von Bündnis90/Die Grünen und die großen Umweltverbände auch in der Wetterau eine weitläufige Abholzung von wertvollen Waldflächen fordern, andererseits beim notwendigen Ausbau der Straßeninfrastruktur im Rhein-Main-Gebiet als Verhinderer Nr. 1 auftreten und jeden Grashalm schützen wollen. Das ist weder im Interesse der hier lebenden und arbeitenden Menschen und erst recht nicht im Interesse des Naturschutzes“, betonte Siegfried Köppl, stellvertretender Vorsitzender der Friedberger Liberalen. Es gelte intelligentere Flächen für Windkraftanlagen zu finden mit weniger Eingriffen in die Natur. „Die Friedberger FDP bleibt bei ihrem Nein zur Errichtung eines Windparks am Winterstein. Daran ändert auch das grundsätzlich positive Votum der im Ausschuss angehörten Beschäftigten von Landes- und Bundesforst nichts. Die sind als Mitarbeiter von grün-geführten Ministerien weisungsabhängig“, so Ralf Maurer abschließend.