FDP Friedberg: „Ein unverzichtbares Angebot der Altenpflege in Friedberg.“ – Besuch des Caritaszentrums St. Bardo

11.09.2012

Noch intensivere Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ist das Ziel

 

(Das Foto zeigt von links nach rechts: Andreas Stehula, Silvia Elm-Gelsebach, Dr. Jochen Meier, Achim Güssgen-Ackva, Eva Hofmann und Dr. Regina Bechstein-Walther.)

Anläßlich des 40. Geburtstages des Caritaszentrums St. Bardo besuchten Vertreter der FDP Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung und des Ortsverbandes Friedberg die an der Seewiese gelegene Anlage. Neben dem Fraktionsvorsitzenden Achim Güssgen-Ackva nahmen die Stadtverordnete Dr. Regina Bechstein-Walther sowie Dr. Jochen Meier und Silvia Elm-Gelsebach vom Vorstand der FDP Friedberg an einem Gespräch mit Eva Hofmann (Direktorin der Caritas Gießen) und Andreas Stehula (Leiter des St. Bardo Hauses) teil.

Das Haus besticht durch seine schöne Lage, seine Einbettung in das Friedberger Gemeinwesen und kann auf eine sehr gut fundierte Basis in der Pflege und Begleitung von älteren Menschen aufbauen. Keinesfalls kann und will man sich auf dem Erreichten ausruhen, wie Eva Hofman, und Andreas Stehula betonten. Es gebe Erneuerungsbedarf, vor allem stünden erhebliche Investitionen in die Bausubstanz an, um das Haus zukunftsfest zu machen. Es gelte, die bestehenden Potentiale der Altenhilfeeinrichtung zu nutzen und weiterzuentwickeln, erklärte Heimleiter Andreas Stehula. Er hat bereits eine Zusatzausbildung im Baumanagement absolviert, um für die anstehenden Aufgaben gerüstet zu sein.

Zentrale Bestandteile des Zentrums sind das Altenpflegeheim mit 107 Plätzen für die stationäre Dauerpflege, hinzu kommen bis zu sechs Kurzzeitpflegeplätze, die im Zentrum untergebrachte Sozialstation für die ambulante Pflege zuhause, das Betreute Wohnen mit 13 Ein- und Zwei-Zimmerwohnungen und eine Seniorenwohnanlage mit 30 seniorengerechten Wohnungen. Besonders interessant ist auch ein offenes ambulantes Angebot für demenzkranke Menschen, die zuhause betreut werden.

Der Standard vor allem des Altenpflegeheims soll nach Auskunft von Andreas Stehula durch eine Aufstockung der Zahl der Einzelzimmer angehoben werden, da Anfragen erfahrungsgemäß auf diese Zimmer hinausliefen, man könne solchen Wünschen bislang aber nicht unbedingt nachkommen, dies schränke die Handlungsfähigkeit ein. Derzeit gebe es 60 Einzel- und 25 Doppelzimmer. Er bedauerte auch, daß man die Balkone in der Altenpflegeeinrichtung habe sperren müssen. Diese erfüllten nicht mehr die aktuellen Sicherheitsauflagen. Hier müsse überlegt werden, was man baulich tun könne und was finanziell machbar sei.

Ein wichtiger Aspekt des Gesprächs der FDP-Kommunalpolitiker war die Frage des Arbeitskräftemangels im Bereich der Altenpfleger. „Wir brauchen eine verstärkte Hinwendung zum Berif des Altenpflegers, man kann aber auch nicht jeden umschulen“, stellte Eva Hofmann fest, es komme sehr auf die Eignung der Kandidaten an, man müsse ein hohes Maß an menschlicher Empathie mitbringen und selbstverständlich den steigenden fachlichen Anforderungen gerecht werden.

Fraktionsvorsitzender Achim Güssgen-Ackva bedauerte, daß Pflegeberufe generell ein eher schlechtes Ansehen genießen. „Es wird zu wenig herausgestellt, daß es sich um Tätigkeiten bei denen man nicht allein eine Arbeit verrichtet, sondern auch sehr viel zurückbekommt.“

Der administrative Aufwand sei für die Pfleger eine Pflicht, nicht selten aber auch eine eine Belastung, denn die Dokumentation führe auch dazu, daß der eigentlichen Aufgabe, der zuwendenden Betreuung alter Menschen, zu wenig Zeit gewidmet werden könne. „Es ist die Frage, ob die Dokumentation tatsächlich so intensiv sein muß“, so Dr. Jochen Meier.

Im Mittelpunkt der Überlegungen müsse der Mensch stehen. Bürokratie sollte auf ein notwendiges Mindestmaß begrenzt werden, damit die Pflegekräfte mehr Zeit für das haben, was wirklich wichtig ist: die Pflege der Menschen. Dies sei natürlich eine Gratwanderung, man müsse sich diesem Thema aber offensiv stellen.

Die neuerdings verstärkte Diskussion um eine Akademisierung der Pflegeberufe insgesamt wurde von den Gesprächsteilnehmern insgesamt kritisch gesehen. Es würde nach Auffassung Achim Güssgen-Ackvas eher dazu führen, daß die Zahl der verfügbaren Altenpfleger eher sinken würde. „Der Beruf des Altenpflegers ist ein Lehrberuf, der auch mit einem Hauptschulabschluß möglich sein muß. Wir verschenken sonst sehr viel Potential, nicht allein in fachlicher, sondern auch in menschlicher Hinsicht.“ Er  begrüßte in diesem Zusammenhang, daß die Hessische Landesregierung die Ausbildungsobergrenze in der Altenpflege im Juni aufgehoben habe, um sicherzustellen, daß jeder Auszubildende, der einen praktischen Ausbildungsplatz mit Ausbildungsvergütung verfügt, auch die berufsfachschulische Ausbildung absolvieren kann.

Man sollte sich auch vor Generalisierungen hüten, so Dr. Regina Bechstein-Walther. Sie zeigte sich von den Anstrengungen der Caritas, Langzeitarbeitslose an den Pflegeberuf heranzuführen, sehr beeindruckt. Das bedeute aber nicht, daß jeder Langzeitarbeitslose unbedingt für diesen Beruf geeignet sei. „Es helfen dann auch keine populistischen Erklärungen, wie wir das bei der Schlecker-Pleite erlebt haben, als der Vorschlag auftauchte, man solle doch möglichst viele der arbeitslos gewordenen Mitarbeiterinnen in der Kinderbetreuung einsetzen.“

Auch die Caritas hat Auch in einer wirtschaftlichen schwierigen Zeit wird die Caritas nach Aussage von Eva Hofmann alles unternehmen, um den besonderen Charakter des Hauses zu erhalten, dazu gehöre beispielsweise die eigene Küche, in der hochmotivierte Mitarbeiter beschäftigt seien. Die Wirtschaftlichkeit müsse dennoch beachtet werden. Die Anzahl der Essen, die in Friedberg gefertigt würden, sei geringer als die Anzahl der Essen in einer Einrichtung der Caritas in Gießen

Von großer Bedeutung ist die Einbindung ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von denen viele langjährig in St. Bardo tätig sind. Dies ermögliche zusätzliche Angebote im Bereich der sozialen Betreuung. Hier wolle man zu einem Generationensprung ansetzen. Künftig wolle das Haus verstärkt jüngere Menschen, etwa Schüler oder Studenten, für ein zeitlich befristetes Engagement motivieren, so Andreas Stehula. „Unbezahlbarer Dank durch die Bewohner und Anerkennung durch das Caritaszentrum sind ihnen sicher“, war die spontane Aussage Silvia Elm-Gelsebachs hierzu. Um Jüngere für ein solches Engagement zu interessieren, muß der Blick nach Angaben von Heimleiter Stehula in den Sozialraum gehen. Dies erfordere die Vertiefung der Kontakte mit anderen Einrichtungen, etwa durch die Mitarbeit in Gremien wie dem Seniorenbeirat oder den Ausbau der Kontakte zu den örtlichen Pfarreien, Kindertagesstätten und Schulen. Ein Projekt könnte eine Schüler-AG sein, die sich mit Bewohnern im Caritaszentrum trifft, um miteinander etwas zu unternehmen. Für eine Sozialraumanalyse steht demnächst eine Sozialarbeiterstelle zur Verfügung. Man erhofft sich von dieser Arbeit weitere Impulse für die Weiterentwicklung des Zentrums.

Andreas Stehula berichtete auch von der nicht zu unterschätzenden Arbeitsbelastung der Mitzarbeiter. Dem werde mit einem betrieblichen Gesundheitsmanagement entgegengewirkt. Zudem sei die Suche nach geeigneten Pflegefachkräften eine vordringliche Aufgabe, um die Lebensqualität der Bewohner auf hohem Niveau zu sichern. Mit der Beschäftigung von sechs Pflegeschülern und jungen Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) wolle das Caritaszentrum seinen Beitrag leisten, „damit wieder mehr junge Menschen Geschmack an der Pflege finden“.

„Die freundliche und äußerst angenehme Atmosphäre des Hauses ist überall im Haus sofort zu bemerken“ stellte Achim Güssgen-Ackva abschließend fest.