BID Kaiserstraße: Ein Schrittmacher für das Herz unserer Stadt

08.03.2023

Aufbruchstimmung lag in der Luft, nachdem der Gießener Unternehmer Heinz-Jörg Ebert auf Einladung der Friedberger FDP zahlreichen Geschäftsleuten der Kreisstadt und einigen kommunalpolitischen Akteuren von seinen Erfahrungen mit den Gießener Business Improvement Districts – kurz BID – berichtet hatte. Nach einem sehr engagierten und begeisternden Vortrag und einer konstruktiven Diskussion waren sich viele der Anwesenden darüber einig, dass ein BID für die Friedberger Kaiserstraße den Schub bringen könnte, den das Zentrum der Kreisstadt so dringend benötigt.

„Erfolg liegt in der Initiative, Ideen in Aktion umzuwandeln,“ zitierte Dr. Markus A. Schmidt zu Beginn des Abends den US-amerikanischen Unternehmer Tony Robbins. „Nach dem großen Interesse und der positiven Resonanz, die bereits unsere letztjährige Veranstaltung zu diesem Thema unter den Gewerbetreibenden entlang der Kaiserstraße ausgelöst hat, wollen wir die Idee zur Gründung eines BID Kaiserstraße vorantreiben,“ so Schmidt weiter. „Die Friedberger Kaiserstraße soll wieder ein attraktiver Anziehungspunkt in der Region werden“, erläuterte Beate Hammerla, die Co-Organisatorin des Treffens, das Ziel der Initiative – und viele Friedberger Gewerbetreibende unterstützen dieses Ziel.

Heinz-Jörg Ebert, selbst Inhaber und Geschäftsführer des Gießener Schuhhauses Darré, war im Jahr 2006 maßgeblicher Initiator der Gründung der insgesamt vier Gießener BIDs und steht noch heute dem BID-Seltersweg e.V. vor. Bei einem BID handelt es sich um einen Zusammenschluss von Gewerbetreibenden und Immobilieneigentümern in einem räumlich klar abgegrenzten Bereich, die auf einer eindeutigen gesetzlichen Grundlage daran arbeiten, die Attraktivität des Geschäftsquartiers zu steigern. Dies ist in Gießen gelungen. „Am Beginn eines BID steht die Entwicklung einer klaren Positionierung für das Quartier,“ erläuterte der Gießener Unternehmer die damalige Initiative. „Auf Basis einer solche Positionierung können anschließend Marketingkonzepte entworfen, Leerstände zielgerichtet vermarktet und optische Aufwertungen angegangen werden.“ Ein gutes Beispiel sei hier das Gießener Katharinenviertel, das sich speziell auf Familien ausgerichtet hat. Entsprechend dieser Ausrichtung wurden beispielsweise für dortige Leerstände vorwiegend Fahrrad- oder Spielwarenläden sowie familienorientierte Gastronomie angeworben. Das Quartier selbst wurde durch Spielflächen für Kinder angereichert. Heute sei das Viertel bei Familien aus Gießen und dem weiteren Umland bekannt und beliebt.

Einen anderen Weg ging man im Seltersweg, der sich als „Boulevard der Marken“ auf hochwertiges Filialgeschäften fokussierte. Optisch unterstützt durch eine attraktive Illumination der Gebäude, eine spürbar verbesserte Sauberkeit, dekorative Bepflanzung und einem künstlichen Wasserfall sowie ergänzt durch digitale Angebote hat sich auch der Seltersweg zu einem Anziehungspunkt gemausert. „Dank der Arbeit in den BIDs haben sich die Umsatzrenditen für die Gewerbetreibenden verbessert,“ berichtete Heinz-Jörg Ebert. „Und natürlich profitieren auch die Immobilieneigentümer von dem von ihnen finanziell getragenen Projekt nicht zuletzt durch eine Stabilisierung bzw. Steigerung der Immobilienwerte.“ Hinzu komme, dass die Aktivitäten der BIDs regelmäßig weitere private und öffentliche Investitionen auslösten. „Nahezu alle Hauseigentümer haben freiwillig ihre Fassaden saniert, die Stadt Gießen hat den Selterswegs neu pflastern lassen. Es ist eine echte Aufbruchstimmung entstanden, die auch die Identifikation mit den Quartieren gestärkt hat,“ so Ebert weiter.

Doch ein BID ist nicht nur Vermarktungs- und Marketinginstrument. Es bietet auch einen Hebel, die Interessen des Quartiers gegenüber der Politik zu vertreten. „Wir sind mittlerweile sehr kampagnenfähig,“ berichtete Heinz-Jörg Ebert. So seien die Gießener BIDs z.B. aktiv geworden, als zwischen Gießen und Friedberg ein Outlet- Center entstehen sollte. „Die Realisierung dieses Projekts hätte sicherlich gravierende negative Folgen für den Gießener und auch den Friedberger Einzelhandel mit sich gebracht,“ erläuterte Ebert. Zudem habe man aktuell die Pläne der Gießener Politik zur teilweisen Sperrung des Anlagenrings kritisch begleitet. „Viele Kunden kommen mit dem Auto nach Gießen. Wären die ersten Pläne umgesetzt worden, wäre Chaos vorprogrammiert gewesen,“ so Ebert. „Dank der Hinweise der Gießener BIDs wurde das Konzept nun aber so überarbeitet, dass mittlerweile auch die größten Skeptiker dem Projekt eine Chance geben.“ In drei Monaten, wenn nur noch eine Fahrt-richtung für Autos freigegeben ist und sich auf der inneren Spur ausschließlich Fahrräder tummeln, wird man sehen, wie sich die Pläne in der Praxis bewähren.

Unter den anwesenden Gewerbetreibenden und Immobilieneigentümern der Kaiserstraße herrschte große Einigkeit, dass die Kaiserstraße neuen Schwung brauche, um wieder die Hauptstraße der Wetterau zu werden. Immerhin geht es für viele Betroffene um die wirtschaftliche Existenz und finanzielle Zukunft. Daher war unter den Gästen die Zustimmung, die Gründung eines BIDs weiter voranzutreiben, groß. Dieses Momentum gilt es nun zu nutzen, indem weitere Eigentümer und Gewerbetreibende für das Projekt gewonnen werden. „Bei einem BID handelt es sich vorwiegend um ein Projekt der Immobilieneigentümer; immerhin müssen diese auch die finanziellen Mittel dafür bereitstellen,“ erläuterte Schmidt. „Wir werden jetzt aber die nächsten Schritte angehen und dieses Projekt auch weiterhin nach Kräften unterstützen und jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen.“ „Die Kaiserstraße ist das Herz Friedbergs,“ ergänzte Beate Hammerla. „Diesem Herzen wollen wir mit einem BID einen Schrittmacher verpassen.“

Übrigens: Alle Neuigkeiten rund um ein BID Kaiserstraße finden sich auch auf Facebook und Instagram unter #FitDankBID und #KaiserstraßeFB.